ENS Herstellung im Detail

Das fertige ENS in seiner gold-gelblichen Farbe.

Das Wort ENS scheint zunächst einmal befremdlich, kommt es doch aus dem Lateinischen und bedeutet „das Seiende“. Unter anderem wurde es von Paracelsus geprägt, der die 5-Entien-Lehre begründete. Diese Lehre sah fünf primäre Bereiche des menschlichen Seins als wesentlich an und gab je nach Unausgeglichenheit die richtige medizinische Therapie an.Hier einmal die Übersicht:

·    Ens naturale: Die Konstitution

·    Ens veneni: Der Stoffwechsel

·    Ens spirituale: Das Geistige

·    Ens astrorum: Der Kosmos

·    Ens deale: Das Göttliche

Es war Paracelsus klar, dass Menschen mit Stoffwechselbeschwerden keinen Priester oder – modern ausgedrückt – Psychologen bräuchten, sondern eine passende Diät, um die Unausgeglichenheit im Körper wieder unter Kontrolle zu bringen. Die tiefere Beschäftigung mit dieser Fünfteilung können wir Interessierten nur sehr empfehlen.

Doch was hat all das mit den berühmten ENS-Präparationen der Alchemisten zu tun? Nun, im Kern geht es bei der spezifischen Technik der ENS-Herstellung darum, die seienden Wirkkräfte einer Pflanze auszuarbeiten. Diese sind, wie wir wissen, die drei Körper in ihren jeweiligen Manifestationen. Der große Kniff bei dieser Methode ist, über das SAL-Prinzip eine sehr zügige, geheime Aufschließung der Pflanzenkörper zu bewerkstelligen und weiterhin die Kraft des Engelswassers mit einfließen zu lassen. SAL und MERKUR werden fertig präpariert beigestellt, wobei man den Salzkörper des Weinsteins besonders empfehlen kann – aufgrund seiner durchwirkenden Signatur. Die Sulphur-Aspekte werden mittels geschickter Manipulation von SAL und MERKUR in wenigen Tagen gewonnen und können bei richtiger Arbeit als oben schwimmende, fertige ENS-Tinktur abgeschöpft werden.

Der reine Merkur und Sal-Sulphur werden vereint.

Im Alchemie-Buch des Franz Hartmann findet sich folgendes Rezept:

Primum Ens Melissae wird wie folgt zubereitet: Man nehme ein halbes Pfund reines kohlensäurehaltiges Kali und setze es der Luft aus, bis es sich auflöst (durch Wasseraufnahme). Filtere die Flüssigkeit und gib so viele frische Blätter der Melisse hinein, wie hineinpassen, sodass die Flüssigkeit die Blätter bedeckt. Lasse sie 24 Stunden in einem gut verschlossenen Glas an einem mäßig warmen Ort stehen. Anschließend kann die Flüssigkeit von den Blättern entfernt und diese weggeworfen werden. Auf diese Flüssigkeit gießt man absoluten Alkohol, sodass er die Blätter ein bis zwei Zoll hoch bedeckt, und lässt sie ein bis zwei Tage stehen, bis der Alkohol eine intensiv grüne Farbe angenommen hat. Dieser Alkohol wird dann entnommen und aufbewahrt, frischer Alkohol wird auf die alkalische Flüssigkeit gegeben, und der Vorgang wird wiederholt, bis alle Farbstoffe vom Alkohol absorbiert sind. Diese alkoholische Flüssigkeit wird nun destilliert und der Alkohol verdampft, bis er die Konsistenz eines Sirups erreicht hat – Primum Ens Melissae. Der abdestillierte Alkohol und die Kalilauge können jedoch wiederverwendet werden. Die Kalilauge muss hochkonzentriert und der Alkohol hochprozentig sein, sonst vermischen sie sich und der Versuch schlägt fehl.

Das ENS auf diese Weise herzustellen, hat sich auch bei anderen Pflanzen als äußerst feine Methode herausgestellt. Die Wirksamkeit kann mit der einer Essenz verglichen werden und ist pflanzenspezifisch. Schlussendlich findet sich im Auszug ein Teil des Sals, Merkurs und eine hohe Menge an Sulphur, wodurch die empfundene seelische Wirkung stark ausfällt. Der Vorteil ist, dass man für diesen Prozess – vorausgesetzt, man hat alle Zutaten – keine Destillation durchführen muss.

Der Merkur zieht den Sulphur an sich.

Es gibt auch noch einen alten Bericht zum ENS, den man selbstverständlich kritisch sehen muss. Da mir selbst niemals solcherlei Effekte glaubhaft versichert werden konnten und – nebenbei bemerkt – der Verlust von Nägeln eigentlich kein Zeichen von Gesundheit ist, sei die Wahrhaftigkeit der Beobachtung zumindest einmal einzuschränken. Der Bericht stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde in Frankreich verfasst. Was jedoch mit Sicherheit behauptet werden kann, ist, dass das ENS eine ungemeine Energetisierung des Körpers und des Geistes bewirken kann.

Das ENS nimmt immer deutlicher Gestalt an.

„Einer meiner intimsten Freunde bereitete das Primum Ens Melissae zu, und seine Neugier ließ ihm keine Ruhe, bis er mit eigenen Augen die Wirkungen dieses Arcanums gesehen hatte, um sicher zu sein, ob die Berichte über seine Tugenden wahr waren oder nicht. Er führte daher das Experiment zuerst an sich selbst durch, dann an einer alten Hausangestellten im Alter von siebzig Jahren und danach an einem alten Huhn, das als sein Haustier gehalten wurde. Zunächst nahm er jeden Morgen bei Sonnenaufgang ein Glas Weißwein zu sich, das mit diesem Heilmittel tinctiert war, und nach vierzehn Tagen begann er, seine Finger- und Zehennägel zu verlieren, ohne jedoch Schmerzen zu empfinden. Er war nicht mutig genug, das Experiment fortzusetzen, gab aber dasselbe Heilmittel der alten Hausangestellten. Sie nahm es etwa zehn Tage lang jeden Morgen ein, bis sie wieder zu menstruieren begann wie in früheren Tagen. Darüber war sie sehr überrascht, weil sie nicht wusste, dass sie ein Medikament eingenommen hatte. Sie wurde ängstlich und weigerte sich, das Experiment fortzusetzen. Mein Freund nahm deshalb etwas Getreide, tränkte es in diesem Wein und gab es der alten Henne zu essen. Am sechsten Tag begann der Vogel, seine Federn zu verlieren, und verlor sie weiter, bis er vollkommen nackt war. Aber bevor zwei Wochen vergangen waren, wuchsen neue Federn nach, die viel schöner gefärbt waren; ihr Kamm richtete sich wieder auf, und sie begann wieder, Eier zu legen.“

Spannende Erzählung – und mit Sicherheit auch etwas alchemistische Werbung für besondere Mittel. Doch nun zeigen wir euch noch einige Impressionen aus der eigenen Herstellung von ENS-Tinkturen.

Wege zum ENS der Melisse

Das vollendete ENS kann nun abgetrennt werden. Fertige Produkte finden sie auch bei uns im Shop oder auf Anfrage.

ENS-Holunderblüte

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